Familie Hans Christoph Binder und Anna Margaretha Lebeisen

Hans Christoph Binder, auch Johann Christoph genannt
≈ 12.02.1636 in Balingen
+ unbekannt (zwischen 23.04.1686 und 19.11.1689, wahrscheinlich in St. Georgen im Schwarzwald)

Er war vor 1663 schon einige Jahre bei verschiedenen Stäben und Ämtern als Skribent tätig. Im Laufe der Zeit hatte er bereits mehrmals erfolglos beim Herzog von Württemberg um eine Beamtenstelle gebeten. Nachdem er erfahren hatte, dass die Geistliche Verwaltung Calw umorganisiert werden sollte, bewarb er sich auf diese Stelle. Binder wird in seinem Hochzeitseintrag vom 25. Mai 1663 als Verwalter zu Callw bezeichnet, woraus geschlossen werden kann, dass er bereits bei besagter Verwaltung in Calw arbeitete, vermutlich als Skribent, weshalb er auch über die Veränderungen in Calw gut informiert war. Als schließlich die normalerweise bestehende Einheit von Vogtei und Geistlicher Verwaltung aufgelöst wurde und sich außerdem kein anderer wegen der geringen Besoldung auf die Stelle beworben hatte, wurde Binder, der wohl über ein gewisses Vermögen verfügte, was die Arbeit in Calw wohl erleichterte, und über den – wie auch über seinen Vater – die württembergischen Kirchenräte positiv berichteten, zum 11. Juli 1663 zum Geistlichen Verwalter in Calw ernannt. Ab 11. November 1666 war er als Reisiger Schultheiß in Untertürkheim tätig. Da er jedoch im Schwarzwald einige Güter besaß und der Geistliche Verwalter und Amtsschreiber von Alpirsbach Besitzungen bei Untertürkheim hatte, baten beide darum, ihre Dienststellen tauschen zu dürfen. Binder wurde daraufhin am 14. August 1667 als Geistlicher Verwalter und Amtsschreiber in Alpirsbach vereidigt. Nachdem er dort 16 Jahre lang tätig war, bat er den Herzog um eine bessere Besoldung. In einem Brief vom 23. Juni 1683 an diesen beschrieb er die schlechte Bezahlung und Bedingungen der Stelle, hob seine Leistungen hervor und stellte die damit verbundenen Gefahren dar. Da er auch weiterhin um eine bessere Stelle bemühte, wurde er, als die Stelle des Amtmanns und Klosterverwalters in St. Georgen freigeworden war, schließlich berücksichtigt. Auch diesmal bescheinigten ihm die Kirchenräte ein gutes Verhalten und gute Leistungen und schlugen dem Herzog vor, Binder auf die Stelle in St. Georgen zu ernennen, was schließlich auch zum 27. Mai 1684 geschah. Diese Stelle verrichtete er noch etwas weniger als zwei Jahre, bis er schließlich am 23. April 1686 in den Ruhestand trat. Warum er bereits mit 50 Jahren in den Ruhestand trat, ist nicht bekannt. Möglicherweise zwangen ihn gesundheitliche Gründe – er starb innerhalb der folgenden drei Jahre – dazu, möglicherweise lag es aber auch am Verhältnis zu den anderen Beamten. Das Protokoll über die Visitation von Kloster und Dorf St. Georgen vom 7. März 1686 berichtet über ihn Folgendes:
Hatt mit dem Clostersbedienten, auch dem Pfarrer (so im Closter wohnhaft) vordriesliche dissidia gehabt, unndt damit hochfürstliche Commission erwekht, nun aber sich mit denselben componirt.
Schreiben von Hans Christoph Binder an Herzog Eberhard III. von Württemberg vom 25. Juni 1663,
Bewerbung um die Geistliche Verwaltung Calw

Quelle: HStAS, A 284/19, Bü. 4, d, Nr. 3
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Schreiben der Kirchenräte an Herzog Eberhard III. von Württemberg vom 26. Juni 1663 betreffs
der Ernennung Hans Christoph Binders auf die Geistliche Verwaltung Calw, Antwort des Herzogs vom 30. Juni 1663,
Trennung der Vogtei von der Geistlichen Verwaltung, Ernennung Binders zum 11. Juli 1663

Quelle: HStAS, A 284/19, Bü. 4, d, Nr. 4 Schreiben von Hans Christoph Binder, Geistlicher Verwalter, Amt- und Gegenschreiber des Klosters Alpirsbach, an Herzog Friedrich Karl,
Administrator von Württemberg, vom 23. Juni 1683, Bitte um bessere Besoldung, mit Beschreibung der Hintergründe

Quelle: HStAS, A 284/3, Bü. 45, Nr. 2
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Schreiben der Kirchenräte an Herzog Friedrich Karl, Administrator von Württemberg, vom 29. April 1684 betreffs
der Besetzung der Amtmannsstelle in St. Georgen, Ernennung von Hans Christoph Binder zum 27. Mai 1684

Quelle: HStAS, A 284/30, Bü. 27, q, Nr. 4
oo 25.05.1663 in Herrenberg
Anna Margaretha Lebeisen
≈ 08.01.1640 in Herrenberg
+ unbekannt (nach 27.05.1684, wahrscheinlich in St. Georgen)
Tochter von Daniel Lebeisen (* vor 1613, + nach 14.12.1674), 1638 bis 1663 Stifts- und Geistlicher Verwalter in Herrenberg, und Anna Margretha N.N. (* um 1617, + 16.08.1672 in Herrenberg)
Bekannte Kinder:
1Agnes Margaretha Binder
* wahrscheinlich vor 1666 in Calw
+ unbekannt (nach 02.02.1718)
oo 19.11.1689 in Stuttgart mit Johann Belling (* 02.12.1654 Cannstatt, + 02.02.1718 Scharnhausen), ab 1684 Vikar in Kaltenwesten, ab 1685 Pfarrer in Hausen ob Verena, ab 1690 in Uhlbach, 1698 bis 1716 in Scharnhausen. Nach dem Tod ihres Mannes scheint Agnes Margaretha von Scharnhausen weggezogen zu sein, evtl. hat sie an einem anderen Ort erneut geheiratet.
2Johann Christoph Binder
* um Oktober 1666, wahrscheinlich in Calw
+ 28.08.1683 in Alpirsbach, er hatte sich in seiner Schreibstuoben unversehener Weiß erschoßen
Er war laut Todeseintrag Hans Christoph Binders ältester Sohn.
3Felix Christian Binder
≈ 15.11.1668 in Alpirsbach (Zwilling)
siehe eigene Seite
4Felicitas Christina Binder
≈ 15.11.1668 in Alpirsbach (Zwilling)
▭ 04.12.1668 in Alpirsbach
5Maria Salome Binder
≈ 24.10.1670 in Alpirsbach
▭ 11.03.1671 in Alpirsbach
6ein totgeborenes Mädchen
▭ 26.04.1672 in Alpirsbach
7Maria Katharina Binder
≈ 07.05.1673 in Alpirsbach
+ unbekannt
8Georg Thomas Binder
≈ 15.10.1675 in Alpirsbach
+ 30.01.1676 in Alpirsbach
9Juliana Sophia Binder
≈ 16.02.1677 in Alpirsbach
+ unbekannt
oo 17.02.1705 in Scharnhausen mit Wilhelm Sonntag (* vor 1685, + unbekannt), Sohn von Michael Sonntag, Bäcker in Eningen unter Achalm. Ob sich die Eheleute von einem Besuch Juliana Sophias bei ihrer Schwester Agnes Margaretha, der Ehefrau des Scharnhausener Pfarrers, kannten oder ob Juliana Sophia nach dem Tod der Eltern bei ihrer Schwester in Scharnhausen wohnte, ist unklar.

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Er wird in seinem Taufeintrag Hans Christoph genannt. In einzelnen von ihm verfassten Dokumenten unterschreibt er mit Hans Christoph Binder oder nur mit Christoph Binder. In den meisten Unterlagen, die von anderen verfasst wurden, wird sein Name jedoch mit Johann Christoph Binder angegeben.
KB Balingen, Ta 1577-1639, S. 818.
Er trat am 23.04.1686 in den Ruhestand. Im Hochzeitseintrag seiner Tochter Agnes Margaretha vom 19.11.1689 wird er als Johann Christoph Binder, Amtmann zu St. Jergen selig angegeben (KB Stuttgart Stiftskirche, E 1669-1698, S. 386). Da die Kirchbücher von St. Georgen und auch evtl. vorhandene Inventuren und Teilungen beim Franzoseneinfall 1704 während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 – 1714) verloren gingen, kann über seinen Tod nichts Genaues gesagt werden.
HStAS, A 284/19 (Calw: Geistliche Verwaltung), Bü. 4, d, Nr. 4, S. 4. In diesem Schreiben ist auch sein Vater erwähnt.
HStAS, A 284/19, Bü. 4, d, Nr. 3, S. 2.
KB Herrenberg, M 1639-1716, E 1655-1716, S. 441.
HStAS, A 284/19, Bü. 4, d, Nr. 4, S. 4. Vgl. auch HStAS, A 17, Bü. 15 (= Fürstlich Württembergisches Dienerbuch 1608-1628, mit Ergänzungen bis etwa 1805), Bl. 483r und Pfeilsticker, Walther: Neues württembergisches Dienerbuch. Bd. 2. Ämter, Klöster. Stuttgart 1963 (Pfeilsticker 1963), § 2280. Bei Pfeilsticker ist als nächster Dienstort "Unterkirchheim" anstelle von Untertürkheim angegeben, mögliche Fehlerursache: auf Bl. 483r kann Under Türckheimb u.U. auch als "Under Kürchheimb" gelesen werden.
HStAS, A 284/19, Bü. 4, d, "Deckblatt" und Pfeilsticker 1963, § 2302. Reisiger Schultheiß = Ortsvorsteher, der für dienstliche Zwecke (z.B. Einsammeln von Abgaben, Grenzüberwachung, auch militärische Aufgaben) ein Pferd halten musste.
HStAS, A 284/3 (Alpirsbach: Klosterverwaltung und Forstverwaltung), Bü. 45, Nr. 1, S. 1.
HStAS, A 284/3, Bü. 45, Nr. 1, S. 2. In HStAS, A 17, Bü. 15, Bl. 278v steht, dass er bereits im März 1667 das Amt in Alpirsbach innegehabt hätte. Wie es zu dieser Angabe kam, lässt sich nicht nachvollziehen. Der 14.08.1667 wird als authentisch angesehen, zumal das Dokument, in dem die Bitte um einen Stellentausch vermerkt ist, vom 05.08.1667 datiert. Laut Pfeilsticker 1963, § 3358 und 3395 soll Binder auch Geistlicher Verwalter und Amtsschreiber in Hirsau gewesen sein, in den entsprechenden Quellen (HStAS, A 284/41 und HStAS, A 17, Bü. 15, Bl. 325v und 326r) ist er jedoch nicht erwähnt, zumal bei Pfeilsticker 1963, § 3396 für den fraglichen Zeitraum selbst andere Personen angegeben sind.
HStAS, A 284/3, Bü. 45, Nr. 2.
HStAS, A 284/30 (St. Georgen: Klosterverwaltung und Forstverwaltung), Bü. 27, q, Nr. 4, S. 2f.
HStAS, A 284/30, Bü. 27, q, Nr. 4, S. 1; HStAS, A 17, Bü. 15, Bl. 391v; HStAS, A 284/30, Bü. 27, q, "Deckblatt" und Pfeilsticker 1963, § 3358.
HStAS, A 17, Bü. 15, Bl. 391v; HStAS, A 284/30, Bü. 27, q, "Deckblatt" und Pfeilsticker 1963, § 3358.
HStAS, A 281, Bü. 630 (Visitation von St. Georgen u.a.), S. 52. vordriesliche dissidia = ärgerliche Zwietracht. componirt, von componere = schlichten, vergleichen, beilegen.
KB Herrenberg, M 1639-1716, E 1655-1716, S. 441.
KB Herrenberg, M 1639-1716, Ta 1639-1653, S. 4.
In den Todesregistern von Alpirsbach ist ihr Tod nicht eingetragen. Wegen des Verlustes der Kirchenbücher und auch anderer Quellen von St. Georgen (vgl. Anmerkung zum Tod ihres Ehemannes) kann auch über ihr weiteres Schicksal keine Aussage getroffen werden.
KB Herrenberg, Ta 1558-1638, S. 412 und 414 sowie KB Herrenberg, Ta 1639-1653, S. 4, 21, 23, 34 und 45; vgl. Pfeilsticker 1963, § 2420 und Georgii-Georgenau, Eberhard Emil von (Hrsg.): Fürstlich Württembergisch Dienerbuch vom IX. bis zum XIX. Jahrhundert. Stuttgart 1877, S. 454. Daniel Lebeisen verfasst noch am 14.12.1674 ein Schreiben (HStAS, A 573, Bü. 6323, Schreiben Daniel Lebeisen an Johann Erhard, Stadtschreiber von Wildberg, vom 14.12.1674) stirbt also nach diesem Datum. Die Mutter heißt in allen Taufeinträgen ihrer Kinder Margretha, lediglich im Eintrag von 08.01.1640 (KB Herrenberg, M 1639-1716, Ta 1639-1653, S. 4) und in ihrem eigenen Todeseintrag (KB Herrenberg, To 1631-1717, S. 119) wird sie Anna Margretha genannt.
Sie wird am 11.12.1682 in Alpirsbach als Patin genannt (KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 30r), war zu dem Zeitpunkt also mindestens 14 Jahre alt, wahrscheinlich aber älter. Dies und bedingt durch die Geburtsdaten der Geschwister kann ihre Geburt vor 1666 angenommen werden (zum Abgleich: im Alpirsbacher Taufregister ist sie 1667/68 nicht eingetragen). Ihr Vater war bis 11.11.1666 in Calw tätig, so dass sie wahrscheinlich dort geboren wurde. Da die Taufregister von Calw jedoch erst ab 1692 überliefert sind – auch hier sind kriegsbedingte Verluste, hier durch den Franzoseneinfall während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 – 1697, anzunehmen –, kann ihre Geburt bzw. Taufe nicht belegt werden.
KB Stuttgart Stiftskirche, E 1669-1698, S. 386.
Kaltenwesten = bis zum 27.08.1884 Name von Neckarwestheim.
www.wkgo.de/personen/suchedetail?sw=gnd:GNDPFB459 (= Württembergische Kirchengeschichte Online: Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg, Ordnungsnr. 460, Aufruf 05.01.2021).
In den Kirchenbüchern von Scharnhausen wurde im Zeitraum 1709-1742 kein Todeseintrag von Agnes Margaretha gefunden, ebenso wenig ein Eintrag über eine zweite Ehe im Zeitraum 1718-1743. Eine Recherche nach Inventuren und Teilungen von Johann Belling oder seiner Ehefrau im Stadtarchiv Ostfildern blieb ebenfalls erfolglos (überlieferungslücke!).
KB Alpirsbach, M 1663-1808, To 1669-1687, S. 82. Das ungefähre Geburtsdatum wurde anhand der Altersangabe im Todeseintrag berechnet, zum Geburtsort vgl. Biografie des Vaters.
KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 11v bzw. KB Alpirsbach, M 1663-1808, To 1664-1669, S. 8.
KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 14r bzw. KB Alpirsbach, M 1663-1808, To 1669-1687, S. 70.
KB Alpirsbach, M 1663-1808, To 1669-1687, S. 71.
KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 16r.
KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 19v bzw. KB Alpirsbach, M 1663-1808, To 1669-1687, S. 75.
KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 21r.
KB Scharnhausen, M 1607-1743, E 1611-1743, oSz (17.02.1705).